YouTube-Videos sicher herunterladen
Wer Videos von YouTube herunterladen möchte, findet im Internet dazu eine Vielzahl an Webseiten oder sogar installierbare Programme, die diese Aufgabe übernehmen können. Die wenigsten davon sehen allerdings vertrauenswürdig aus und die meisten kommen mit einer Ladung an Werbung, Wartezeiten etc. pp. All das ist nicht nötig, denn es gibt eine sehr gute OpenSource-Lösung für diese Aufgabe.
Die Rede ist an dieser Stelle von yt-dlp
, einem etwas sperrigen Namen, hinter dem sich ein Fork (eine Kopie/Abwandlung) des sehr bekannten Projektes youtube-dl
versteckt. Rund um youtube-dl
gibt es einiges an Rechtsstreitigkeiten, da sich Anbieter von Videoplattformen dadurch auf verschiedene Art und Weise „gestört“ fühlen. Man könnte sagen, es gibt kaum ein größeres Lob für die Funktionsfähigkeit dieses Werkzeugs...
Warum sollte ich überhaupt Videos von YouTube runterladen wollen?
Bevor wir ins Technische einsteigen, kurz zur Frage, warum ich diese Sache überhaupt auf mich nehmen wollte/sollte. Ich finde es gibt einige gute Gründe, um Videos von YouTube lokal speichern zu wollen:
- Videos im Zug oder Auto schauen, wenn die Verbindung instabil ist
- Videos auf einem Fernseher oder ähnliches schauen, der nicht mit dem Internet verbunden ist/YouTube abspielen kann
- Videos ohne Werbeunterbrechung schauen, wenn man keinen AdBlocker einsetzen kann
- Anfertigung eines privaten Archivs, z.B. für Bildungszwecke oder ähnliches
Jetzt mag jeder diese Gründe verschieden bewerten oder für nicht wichtig genug halten, die Erfahrung zeigt aber, dass das allgemein valide Gründe sind. Am Ende muss natürlich jeder für sich selbst wissen, warum er das tut...
yt-dlp im Einsatz
Installation
Die Installation von yt-dlp
ist auf jedem Betriebssystem relativ schnell erledigt.
Windows & Linux
In einem geöffneten Konsolenfenster, bei Windows ist hier die Nutzung des WSL (Windows Subsytem für Linux) nötig, lässt sich yt-dlp
über die Eingabe von folgendem Befehl installieren:
apt intall yt-dlp
Hier folgt noch eine Frage, ob man die Installation wirklich starten wolle und dann werden yt-dlp
und etwaige nötige Hilfsprogramme (sog. „dependencies“) installiert. Nach Abschluss der Installation ist das Programm direkt einsatzbereit.
macOS
Unter macOS ist die Installation ähnlich einfach. Hier wird aus dem Terminal ein Paketmanager wie brew
genutzt:
brew install yt-dlp
Auch hier werden dann einige Hilfsprogramme installiert, anschließend yt-dlp
und das ist dann auch direkt einsatzbereit.
Einsatz
Der Einsatz ist ähnlich einfach. yt-dlp
kommt mit einem guten Satz an Voreinstellungen, wer möchte kann sich allerdings in die Dokumentation einlesen und das alles nach seinen Anforderungen weiter konfigurieren.
In dem schon geöffneten Terminal/der Bash/der WSL-Konsole lässt sich ein Video von YouTube nun sehr einfach runterladen. Dazu gibt man einfach folgenden Befehl ein und bestätigt mit Enter:
yt-dlp "https://www.youtube.com/watch?v=TuvGrgmVZbI"
Das lädt dann z.B. die Aufzeichnung des Alligatoah-Konzerts bei Rock am Ring 2022 herunter. Wie man sieht ist nur die Angabe des Videolinks nötig, sonst nichts.
Wer es etwas schöner möchte, der kann noch einen Dateinamen für die erzeugte Datei angeben:
yt-dlp "https://www.youtube.com/watch?v=TuvGrgmVZbI" -o "Alligatoah - Live - Rock am Ring 2022"
Der Dateiname kann ohne Endung angegeben werden. yt-dlp
sucht standardmäßig nach bester Qualität für Video und Audio und nutzt dann ein Dateiformat um das unterzubringen. So erzeugen YouTube-Videos regelmäßig webm
-Dateien, weil das die beste Qualität abbilden kann.
Das ist unter Umständen problematisch, weil diese Datei nicht von jedem Endgerät wiedergegeben werden kann. Hier bietet sich dann ein fortschrittlicher Videoplayer wie VLC an oder man konvertiert seine Dateien mit einem kostenfreien Programm wie ffmpeg. (Dazu ein anderes Mal mehr...)
Zusammenfassung
Wie man sieht, sind Installation und Einstz von yt-dlp
relativ einfach möglich.
Der große Vorteil ist, dass ich hierbei keiner Webseite oder einem nicht-quelloffenen Programm vertrauen muss. Ich spare mir allerlei Stress mit Werbeanzeigen, schlechter Videoqualität für „free user“ und möglicherweise schädlichen Dateien.
Rechtliche Lage
Was wäre ein Blog aus Deutschland, ohne einen Blick auf die rechtliche Lage? ;-)
Meiner Meinung nach, aber ich bin kein Anwalt also vorsichtig sein, ist der Download von Videos von YouTube durch das deutsche Urhebergesetz gedeckt. Dort findet sich im § 53 nämlich das, was landläufig als das „Recht auf Privatkopie“ bezeichnet wird.
Jedem sei ans Herz gelegt diesen Paragraphen einmal durchzulesen. Der kommt ganz offensichtlich noch aus analogen Zeiten, enthält aber auch Wichtiges für dsa digitale Zeitalter.
Die wichtigste Einschränkung ist, dass ich Kopien von Werken nur herstellen darf, um diese privat und zu nicht-kommerziellen Zwecken zu nutzen. Das Vermeiden instabiler Funkverbindungen in Zug/Auto und die Wiedergabe auf einem „vernünftigen“ Display würden für mich dazu zählen...
Wie immer ist die Situation natürlich nicht so einfach, für einen schnellen Überblick sei der Wikipedia-Aritkel zum Thema Privatkopie empfohlen.
Besonders die Anbieter/Betreiber von Video-Plattformen haben natürlich kein Interesse daran, dass die Nutzer die Inhalte außerhalb der Plattformen konsumieren, weil dadurch Werbeeinnahmen und Trackinginformationen verloren gehen. So lassen sich die Bestrebungen für Verbote von youtube-dl
und yt-dlp
relativ einfach erklären.
Schlusswort
yt-dlp
ist ein tolles Werkzeug, das auf allen Betriebssystemen funktioniert und sehr einfach zu benutzen ist.
Zudem ist yt-dlp
, wie sein großer Bruder youtube-dl
auch, entgegen seines Namens nicht nur für YouTube geeignet. Man kann es auf einer Vielzahl an Video-Plattformen einsetzen, um Videos o.ä. herunterzuladen und lokal zu speichern.
Es lohnt sich absolut das mal auszuprobieren und damit etwas unabhängiger von (zwielichtigen) Angeboten im Netz zu werden.
Viel Spaß damit!