Einführung ins Color Management
Color Management ist eines der großen, wichtigen Themen in der Medienproduktion, leider aber nicht besonders einfach. Selbst nach abgeschlossener Ausbildung als Mediengestalter wissen viele nicht, warum sie tun was sie tun, wenn sie es überhaupt tun und was dabei passiert.
Zeit, eine kleine Einführung in dieses Thema zu geben und zu klären, warum zum Beispiel die Fotos ausgedruckt manchmal so ganz anders aussehen als auf dem Bildschirm. Zielgruppe sind dabei allerdings eher Anfänger als Medienprofis.
Dies wird eine mehrteilige Serie, die, abhängig vom Thema, mal etwas einfacher und mal etwas komplexer zu verstehen ist. Diese Grundlagen fangen einfach an, steigern sich dann aber. ;-)
Von Wasserfarbkästen und Farbräumen
Grundsätzlich stellt sich beim Color Management das Problem, dass jedes Gerät Farben ein bisschen anders darstellt oder ausgibt. Man kann dabei jedes Gerät, gleich ob Kamera, Bildschirm oder Drucker, gut mit einem Wasserfarbkasten vergleichen.
Wenn ich einen bestimmten Satz Wasserfarben in meinem Kasten habe, dann male ich meine Bilder damit und das Blau in meinen Bildern ist immer gleich. Auch wenn ich die Farben mische bleibe ich damit immer im Rahmen des Möglichen meiner Wasserfarben. Diesen Rahmen des Möglichen bezeichnet man als „Farbraum“ (im Englischen „Gamut“). Er legt fest, welche (Misch)Farben ich mit den mir zur Verfügung stehenden Farben erzielen kann, vereinfacht gesagt, wie blau mein Blau ist und all sowas.
Damit es nicht zu abstrakt wird, gibt es hier mal ein Bild von einem RGB-Farbraum. Es handelt sich dabei um den „sRGB“-Farbraum. Der ist sowas wie die eierlegende Wollmilchsau und gilt als Standard, wenn nichts Besseres vorhanden ist, oder angenommen werden kann. Damit ist er allerdings auch etwas beliebig und, wie sich später zeigt, vergleichsweise klein.
Alle Farben innerhalb des Dreiecks können dabei von einem Gerät mit diesem sRGB-Farbraum dargestellt/erzeugt/erfasst werden. Also kann eine Digitalkamera, die mit diesem Farbraum arbeitet, kein Rot darstellen, dass röter ist als der Eckpunkt im roten Bereich.
Physikalisch gesehen gibt es allerdings noch weitaus mehr Farben, das ist diese halbe Ellipse (man sagt dazu oft auch „Turnschuhsohle“, ich darf das aufgrund meines Studiums nicht mehr ;-D), die im Hintergrund liegt. Sie wird CIE-Normfarbtafel oder -Normfarbvalenz genannt und zeigt alle Farben, die vom menschlichen Auge (theoretisch) wahrgenommen werden können.
Es wird klar: Der verwendete „Wasserfarbkasten“/Farbraum schränkt ein, mit welchen Farben wir drucken, fotografieren, Sachen auf Bildschirmen anzeigen können.
Mehr Farben? Größere Farbräume! (Und die Probleme damit…)
Wie könnte man hier Abhilfe schaffen? Schließlich will man möglichst viele Farben anzeigen oder in einem Bild aufnehmen oder ähnliches.
Die naheliegendste Lösung ist, dass wir einen größeren Wasserfarbkasten (also einen größeren Farbraum) nehmen. In der Grundschule gab es auch schon Kinder, die diese Luxus-Variante mit der doppelten Anzahl an Farben hatten und die konnten viel buntere Bilder malen. ;-)
Das ist zunächst einmal keine blöde Idee. Mit einem möglichst großen Farbraum können wir eine große Zahl an Farben aufnehmen, drucken, anzeigen, das wäre ziemlich genau was wir wollen.
Was macht uns dabei einen Strich durch die Rechnung? Die Kosten für solche Geräte bzw. die darin verwendete Technik.
Um einen größeren Farbraum zu erzielen brauchen wir bessere Bildsensoren in Kameras, wir brauchen viel mehr Farben und „Intelligenz“ in einem Drucker, wir brauchen hochwertigere Bildschirme und schließlich noch Software, die mit dieser Technik umgehen kann.
All das ist natürlich für den Bereich der professionellen Medienproduktion verfügbar, kostet aber, so grob als Anhaltspunkt, das 10-fache der normalen Technik. Hier und da passt dieser Faktor nicht ganz, aber als grober Anhaltspunkt reicht er.
Wenn wir das investieren, dann haben wir Bildschirme, die den AdobeRGB-Farbraum (ein ziemlich großer RGB-Farbraum) zum Beispiel zu 98 Prozent abdecken (so wie angeblich das Display meines Notebooks), Drucker die fast den kompletten sRGB-Farbraum drucken können und vieles mehr.
Braucht man das wirklich zuhause? Lohnt es, solch aufwändige Technik zu kaufen und zu betreiben? Für „normale“ Anwender würde ich das ausschließen. Wer seine Bilder gut gedruckt haben will, der schickt sie an einen Dienstleister für Fotodruck und macht sich fortan wenig Sorgen um diese ganze Druckgeschichte.
Allerdings sind die Ergebnisse dann oft nicht so wie gedacht oder gewünscht.
Meine Farben sehen ganz anders aus, als auf dem Bildschirm!
Das häufigste Problem ist, dass Bilder gedruckt plötzlich ganz anders aussehen, als auf dem Bildschirm. Waren sie auf dem Bildschirm noch schön leuchtend und gesättigt, sind sie auf Ausdrucken vielleicht deutlich blasser, „matschiger“ oder dunkler.
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die zu solchen seltsamen Effekten führen können, weshalb hier ein etwas tieferer Einstieg in die Technik notwendig ist. Also gut festhalten und weiterlesen. ;-)
Bei diesem Problem kommt eine technische Komponente des Color Managements ins Spiel. Unser Bild aus der Digitalkamera trägt unsichtbar ein kleines Schild mit sich rum auf dem steht, dass es z.B. mit einem 12er-Wasserfarbkasten „gemalt“ wurde. Diese kleinen Schilder nennt man „Farbprofil“ oder auch „ICC-Profil“ und sie sollten idealerweise an jedem Bild hängen.
Sie geben an, in welchem Farbraum die Daten sich befinden und sind damit eine überaus wichtige Information. Wenn mir jemand einfach ein Bild gibt und nicht sagt in welchem Farbraum er das erstellt hat, dann weiss ich nicht, welche Farben ich für die Ausgabe benutzen muss. Das gleiche Problem habe ich, wenn meine Software keine Farbprofile versteht.
Ich habe dann zwar in der Bilddatei stehen, dass es „100% Blau“ sein soll, ob es sich dabei um ein dunkles Blau aus meinem 12er-Wasserfarbkasten, ein Neonblau aus meinem Spezial-Wasserfarbkasten oder ein mittleres Blau aus meinem 24er-Wasserfarbkasten handelt, weiss ich nicht.
Der Monitor/Drucker/sonstwas rät also, nimmt sein „bestes“ Blau und liegt damit, wenn man sehr, sehr, sehr viel Glück hat, richtig. Meist geht das allerdings schief und plötzlich sieht das Bild anders aus als auf dem Bildschirm oder als das, was die Kamera tatsächlich aufgenommen hat.
Nehmen wir an, wir zeigen ein Bild auf dem Monitor an oder bearbeiten es und ignorieren dabei das Farbprofil des Bildes.
Moderne Bildschirme sind kontrastreich, leuchtstark und zeigen Farben hoch gesättigt an. Da wir das Farbprofil des Bildes ignorieren, nehmen wir die reinen Farbinformationen (100% Blau) aus der Bilddatei und zeigen diese an. Da unser Monitor in der Lage ist, deutlich kräftigere Farben darzustellen als unsere Digitalkamera, freuen wir uns über einen tollen blauen Himmel und grüne Wiesen und all sowas. Ein paar Bearbeitungen später sind wir zufrieden mit allem, speichern das Bild und schicken es zu einem Druckdienstleister.
Dieser liest das Farbprofil des Bildes allerdings aus, stellt fest, dass er einen normalen 12er-Wasserfarbkasten benutzen soll, und druckt das Bild dementsprechend. Wenn man es dann in den Händen oder neben den Monitor hält ist man enttäuscht von den eher blassen Farben.
(An dieser Stelle sei erwähnt, dass einige Fotodruckdienstleister nach eigener Aussage eingebettete Farbprofile in Bildern ignorieren, bzw. löschen. Warum sie das tun ist mir schleierhaft, es gibt deutlich bessere Wege mit eventuell „komischen“ Kundendaten umzugehen.)
Wie umgehe ich jetzt das Problem mit verschiedenen Farbräumen und unterschiedlichen Darstellungen?
Color Management und Farbraumtransformationen, oder: Wie meine Bilder immer gleich aussehen
Eine der Hauptaufgaben des Color Managements ist es, Farben über verschiedene Ausgabegeräte hinweg gleich aussehen zu lassen. Dazu spielen die vorgenannten Farbprofile die entscheidende Rolle.
Jedes Ein- und Ausgabegerät kann ein Farbprofil besitzen. Auf den genauen Aufbau eines Farbprofils einzugehen wäre an dieser Stelle übertrieben, vereinfacht gesagt enthält ein solches Profil Informationen darüber, welche Farben ein Gerät maximal anzeigen oder ausdrucken kann.
Am Beispiel von Photoshop lässt sich schön erklären, wie diese Profile genutzt werden können.
Photoshop beherrscht Color Management, ignoriert Farbprofile also nicht grundsätzlich oder sowas. Wenn ich ein Bild in Photoshop lade, welches ein Farbprofil angehangen hat, dann findet im Hintergrund bereits Color Management statt.
Photoshop kommuniziert dabei mit dem Betriebssystem und erklärt diesem, welche Farben angezeigt werden müssen. Sofern im Betriebssystem ein Farbprofil für meinen Monitor hinterlegt ist, kann das Betriebssystem dann die Grafikkarte anweisen, die Farben entsprechend darzustellen. Damit kann ich erreichen, dass ich tatsächlich auch das Rot angezeigt bekomme, was die Kamera aufgenommen hat und nicht das Rot, das der Monitor am Besten anzeigen kann oder ähnliches.
Gleiches gilt für den Drucker. Auch hier würde Photoshop mit dem Betriebssystem kommunizieren und selbiges über den Druckertreiber und ein Drucker-Farbprofil mit dem Drucker an sich. So würde dann auch hier das Rot gedruckt das die Kamera aufgenommen hat und nicht jenes, welches der Drucker am Besten darstellen kann.
Im Hintergrund laufen dabei so genannte Farbraumtransformationen ab. Das sind Umrechnungen von einem Farbraum in den anderen, mit dem Ziel möglichst überall gleiche Farben zu erreichen.
Um es noch einmal mit den Wasserfarbkästen zu sagen: Bei der Farbraumtransformation wird überlegt, wie ich die Farben meines 24er-Wasserfarbkastens mischen muss, um die Farben meines 12er-Wasserfarbkastens zu erzielen.
(Wer sich jetzt fragt, was passiert, wenn ich mit einem 12er-Wasserfarbkasten einen 24er-Wasserfarbkasten darstellen will, der möge sich noch gedulden das wird an anderer Stelle erklärt werden.)
Um also eine Bildbearbeitung möglichst gut durchführen zu können, damit meine Bilder am Ende auch gedruckt gut aussehen, sollte mir mein Zielfarbraum bekannt sein. Der jeweilige Fotodruckdienstleister kann einem sagen, welchen Zielfarbraum man nutzen soll, um beste Ergebnisse zu erreichen.
Ich kann dann in meiner Bildbearbeitung mein Bild im Zielfarbraum anzeigen lassen und erhalte so direkt am Bildschirm eine relativ genaue Vorschau meines Druckergebnisses, vorrausgesetzt meine Profile sind alle korrekt.
Mit der Erstellung von Profilen und weiteren Aspekten des Color Managements beschäftigen sich dann die weiteren Teile dieser kleinen Serie.
Der Prozess des Color Managements ist nicht einfach, belohnt einen aber als „Heimanwender“ mit deutlich besseren Ergebnissen bei gedruckten Fotos und in der professionellen Medienproduktion ist das natürlich einfach Pflicht.
Weitere Artikel aus dieser Reihe: ICC-Profile für Drucker erstellen