Blattstruktur im Durchlicht

Wer sich auf der Hauptseite bei den Fotos umgeschaut hat, hat vielleicht schon die beiden neu hinzugefügten Fotos gesehen.

Wie unschwer zu erkennen ist, handelt es sich dabei um „Durchlichtfotografien“ von Blättern. Im Folgenden will ich erklären, wie ich die erstellt habe, vielleicht möchte der ein oder andere das ja nachmachen.

Schauen wir uns zunächst das Ergebnis an.

Wie unschwer zu erkennen ist, handelt es sich hierbei um eine relativ starke Vergrößerung bzw. Ausschnitte des normalen Blattes. Um diese Vergrößerung zu erreichen sind verschiedene Möglichkeiten denkbar. Neben Makro-Objektiven (gehen meist nur bis zum Abbildungsmaßstab von 1:1) blieben als „einfache Lösungen“ noch Nahlinsen/Achromaten (ich hab diese Sache hier – Juli 2007 war das günstiger!), Objektive in Retrostellung oder Zwischenringe.

Und Letztere habe ich auch. Und zwar ziemlich günstig bei dealextreme gekauft (würde mich freuen, wenn ihr über den Link kauft, dann bekomme ich ganze $0,375 für jeweils $50 Einkaufswert. Yeah! Die verschicken übrigens weltweit kostenlos und man kann z.B. per PayPal zahlen.).

Diese Ringe übertragen natürlich, ganz im Gegensatz zu den teuren Modellen die es davon auch gibt, weder Blendeneinstellung noch sonstwas an die Kamera. Auf Autofokus muss man auch verzichten. Was aber sowieso notwendig ist, wie ich noch erklären werde.

Da die Blende mangels Kommunikation mit der Kamera nicht automatisch verschlossen wird, muss hier auch ein Objektiv mit Blendenring her. Da ich mit Nikon-Sachen arbeite (Fuji S5 Pro) habe ich hier zu meinem 50mm f1.8 gegriffen. Das ist normalerweise schon leicht abgeblendet echt super scharf und hat eine dankenswert große Offenblende von 1.8.

Der Aufbau sieht jetzt wie folgt aus:

Hier sieht man, dass ich eine matte Acrylglasscheibe (stammt aus der Hintergrundbeleuchtung eines alten Laptops) als Untergrund nutze. Darauf liegt das Blatt, von dem ein Ausschnitt fotografiert werden soll. Beschwert wird das Blatt mit einer Glasscheibe aus einem Bilderrahmen.

Beleuchtet wird das Ganze von unten über einen SB-28, den ich der Einfachheit halber (und weil die günstigen Funkempfänger sich auf so kurze Entfernungen gerne auch selbst stören) mit einem Synchronkabel ausgelöst habe.

Kurz zu den hier verwendeten Einstellungen: Die Kamera stand auf ISO 100, das 50mm f1.8 war auf f11 abgeblendet, belichtet wurde 1/250 Sekunde. Der Blitz stand auf 1/8 -0,7 Leistung. Die Kamera war natürlich auf dem Stativ eingeklinkt.

Wichtig ist, dass man größmögliche Parallelität zwischen Unterlage, Objekt und Kamera herstellt, das hilft ungemein bei der Schärfe.

Damit kommen wir zum wichtigsten Thema an der ganzen Sache hier: Die Schärfe bzw. das Fokussieren.

Ich habe alle drei Zwischenringe genutzt, damit erhält man diesen großen Abbildungsmaßstab. Als optischer Nachteil ergibt sich aus hohen Abbildungsmaßstäben immer eine geringe Schärfentiefe. Das ist hier nicht anders und nicht ganz leicht zu händeln.

Ich habe zunächst die Kamera auf dem Stativ eingeklinkt und das Objektiv (aufgeblendet) auf Naheinstellgrenze fokussiert. Dann habe ich von unten die Acrylglasplatte ganz langsam und vorsichtig immer höher gestellt, bis sie in den Fokus kam. Die Tiefenschärfe beträgt wenige Millimeter, deshalb ist man da auch praktisch sofort wieder raus, also schön vorsichtig sein dabei.

Damit waren Kamera und Untergrund (parallel ausrichten nicht vergessen – ich hab das mit dem Auge gemacht, sicher eine Fehlerquelle) fixiert. Die dürfen danach auch nicht mehr verändert werden, sonst ist man wieder aus dem Fokus raus. Idealerweise auch vorher schon alles einstellen etc. pp., dann sollte das gehen.

Ich habe dann das Blatt ausgerichtet und mit einer Glasplatte beschwert. Dieses Beschweren sorgt dafür, dass das Blatt „flacher“ wird und damit besser im Schärfebereich liegt (ja, der ist wirklich so klein). Um auf Nummer sicher zu gehen, habe ich die Glasplatte ganz vorsichtig auf den Untergrund gedrückt, da sie von alleine zu leicht war (größere Platten können hier sicher Abhilfe schaffen).

Wenn nun das Blatt (oder mit was auch immer ihr das macht) im Schärfebereich liegt wird von Einstellblende (größtmögliche Öffnung um fürs Fokussieren bzw. prüfen desselbigen möglichst viel Licht zu haben) auf Arbeitsblende (in meinem Fall f11) abgeblendet. Abblenden hilft hier unglaublich, aber man gewinnt dadurch wieder nur wenige Millimeter. Besser als nichts, bei Offenblende ist hier überhaupt keine Schärfentiefe erreichbar mit der man arbeiten könnte.

Hat man abgeblendet, kann man die Kamera auslösen (Spiegelvorauslösung und/oder Selbstauslöser, damit sie nicht mehr schwingt (und dabei garantiert aus dem Schärfebereich schwingt)) und sich auf das Ergebnis freuen.

Photoshop kam hier übrigens nur sehr dezent zum Einsatz. Ich habe etwas Dreck von den Blättern weggestempelt und ansonsten das Ganze nur über eine Hochpass-Ebene noch etwas nachgeschärft.

Fazit: Für einen ersten „ernsthaften“ Versuch mit den Zwischenringen bin ich mit dem Ergebnis recht zufrieden und auch etwas beeindruckt, was die Abbildungsleistung angeht.

Die Unschärfen sind auf die fast nicht machbare Fokussierung zurückzuführen. Stabile Stative für Kamera, Untergrund etc. sind hier einfach Pflicht. Nebenbei müssen die sich noch sehr fein einstellen lassen, damit man sie ganz behutsam in den Schärfebereich reinfahren kann.


Über mich

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